HIFI-GESCHICHTE(N)
DIGITALRECO RDING
VOM
BAND
ZUR
SCHEIBE
Im Rückblick erscheint die Geschichte der digitalen Aufzeichnungssysteme nicht gerade als Erfolgsstory:
DAT ist ein Nischenprodukt geblieben, DCC war eine Katastrophe, MiniDisc allenfalls im
Porti-Bereich erfolgreich und die bespielbare CD boomt- leider nur am PC
von Ulrich Wienforth
Streng genommen ist die Compact Cassette
das letzte erfolgreiche Audio-Aufzeichnungs-
system gewesen - jedenfalls aus highfideler
Sicht. Nichts gegen die bespielbare CD und
ihren grandiosen Erfolg, aber irgendwie ist
der PC-Brenner doch kein richtiges HiFi-
Produkt. Doch schön der Reihe nach: Wie
und wann hat das Schicksal der Digitalrecor-
der seinen Lauf genommen.
..
Schon 1980, noch bevor die CD das Licht
der Welt erblickt hatte, kündigten sich beim
Recording erste zarte digitale Pflänzchen an:
Im März 1980 testet STEREO den ersten
PCM-Recorder von Sharp, der eine Video-
cassette als Speichermedium nutzt. Eine
Zeit lang sah die Branche in diesem Kon-
zept schon die Vereinigung von Audio und
Video in einem Gerät. Doch es sollte an-
ders kommen, und bis zu serienreifen Di-
gital-Audio-Recordern sollten noch etli-
che Jahre ins Land gehen.
Auf der 85er Funkausstellung erscheint
erstmals die bespielbare CD am Horizont,
aber von CD-Kompatibilität ist das damalige
Format noch weit entfernt. Schon etwas bes-
ser greifbar ist „Digital Audio Tape“, kurz
DAT: Die Industrie hat auf ihrer „DAT-Kon-
ferenz“ zwei Alternativen vorgeschlagen,
nämlich „R-DAT“ mit rotierenden Köpfen
und Schrägspuraufzeichnung wie beim Vi-
deo-Recorder und„S-DAT“ mit stationären
Köpfen und vielen parallelen Spuren. Mit-
subishi zeigt aus der IFA schon ein R-DAT-
Gerät als Prototyp. Kurz darauf entscheidet
sich die Branche für dieses Format, weil S-
DAT mit der vorhandenen Technologie nicht
kurzfristig realisierbar ist: Tonköpfe mit 16
oder mehr parallelen Spuren auf der Breite ei-
nes Cassettenbandes - das ist Hochpräzision,
die allenfalls zu Profi-Preisen zu haben ist.
Doch auch R-DAT kommt nicht aus den
Startlöchern: Um den CD-Player-Absatz
nicht zu gefährden, legt die Industrie die Ein-
führung der DAT-Geräte erst mal auf Eis.
Im Mai 1987 ist es endlich soweit: Wir testen
den ersten DAT-Recorder, den wir eigens aus
Japan eingeflogen haben. Bei aller Euphorie,
dass das lange angekündigte System nun end-
lich Gestalt angenommen hat: Digitalaufnah-
men vom CD-Player sind nicht möglich, und
über den Analogeingang leidet die Klangqua-
lität merklich. Das Thema Kopierschutz wird
von nun an, bis zum heutigen Tag, die Be-
richterstattung in STEREO begleiten. Damals
blitzte kurz ein Hoffnungsschimmer auf, als
Grundig seinen DAT-Erstling präsentierte:
Da ließ sich die Kopiersperre mit Seiten-
schneider und Lötkolben außer Gefecht set-
zen. Doch das sollte ein Einzelfall bleiben. Im
Gegenteil: Die Musikindustrie wollte sogar
das Kopieren über den Analogeingang verbie-
ten. CBS schlug 1987 den so genannten „Spoi-
ler“ vor - eine steilflankige Lücke im Musik-
spektrum, in regelmäßigen Abständen wie-
derholt, die der DAT-Recorder erkennen
muss. Erstmals also eine Art Wasserzeichen.
Doch wenige Monate später schluckt Sony
den CBS-Konzern - und damit den „Spoiler“.
Der erste DAT-Recorder auf dem deutschen
Markt ist übrigens ein Sony, und er kostete
damals stolze 3500 Mark.
Von Philips kommt schon Ende 87 ein
Kopierschutz-Vorschlag zur Güte: Man
möge digitales Kopieren in der ersten Ge-
neration zulassen. Doch es sollten noch
geschlagene zwei Jahre vergehen, bis dieser
Vorschlag als „SCMS“ allgemeiner Stan-
dard wird. Zu dieser Zeit hatte freilich ein
cleverer STF.REO-Leser längst eine Copy-
Knacker-Schaltung entwickelt, über die wir
gern im Detail berichteten. Später gab es ähn-
liche Geräte dann fix und fertig von Meister
Hucht aus Berlin zu kaufen. Immerhin
kommt DAT aber nun dank SCMS und ge-
sunkener Preise in Schwung: Ende 1991 errei-
chen die Recorder erstmals die 1000-Mark-
Grenze - und damit ihr historisches Preistief.
Es sollte sich bewahrheiten, was Philips schon
immer prophezeit hatte: Die DAT-Mechanik
sei zu komplex und mache keine wirklich
preiswerten Recorder möglich. Selbst die
DAT-Portis,die jetzt auf den Markt kommen,
14
30 JAHRE STEREO